KAMPF UM DIE BESTEN KÖPFE:
Die Konkurrenz um Vorständinnen nimmt zu

AllBright Bericht September 2022

 
 
Immer mehr Unternehmen machen Ernst mit Vielfalt in der Führung – im September 2022 haben erstmals 3 große DAX-Unternehmen ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen im Vorstand (Continental, Fresenius Medical Care und Siemens Healthineers), drei weitere sind von einem Frauenanteil von 40 Prozent nur wenig entfernt (Beiersdorf, Deutsche Telekom, Mercedes Benz).
Mehr als die Hälfte der 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen (81) hat allerdings noch immer keine einzige Frau auf der obersten Management-Ebene, fast alle sind kleine und mittlere Unternehmen in SDAX und MDAX. 
 
 

NUR IN DEN DAX-VORSTÄNDEN IST DER FRAUENANTEIL GEWACHSEN

Am 1. September 2022 sind die Vorstände der 160 in DAX, MDAX und SDAX notierten Unternehmen mit 599 Männern und 99 Frauen besetzt. Das entspricht einem Frauenanteil von 14,2 Prozent.

Der leichte Zuwachs beim Frauenanteil in den Vorständen seit September 2021 geht ausschließlich auf die 40 großen DAX-Unternehmen zurück. In den Unternehmen in MDAX und SDAX herrscht Stagnation.

 
 
 

MEHR ALS DIE HÄLFTE DER VORSTÄNDINNEN ARBEITET IN DEN 40 DAX-UNTERNEHMEN

Je größer und internationaler die Unternehmen, desto eher sind Frauen in den Vorständen zu finden. Mehr als die Hälfte aller weiblichen Vorstandsmitglieder arbeitet in den großen DAX-Konzernen. Fast ein Drittel dieser weiblich besetzten Vorstandsposten im DAX wiederum entfallen auf nur 5 DAX-Unternehmen, die bereits jeweils 3 Frauen im Vorstand haben (Airbus, Allianz, Beiersdorf, Fresenius Medical Care, Mercedes Benz).

 
 
 
 

UNTERSCHIEDLICHES TEMPO IN DAX UND MDAX & SDAX

Die Mehrzahl der neurekrutierten Frauen wurde in die DAX-Vorstände berufen und entsprechend höher liegt dort der Frauenanteil bei den Neurekrutierungen. Außerdem: Während die DAX-Unternehmen ausgeschiedene Vorständinnen durch neue Vorständinnen ersetzen konnten, hatten MDAX und SDAX-Unternehmen Probleme, für zuvor weiblich besetzte Mandate wieder eine Frau zu gewinnen.

 
 

 AUFSICHTSRÄTE

Gute Nachrichten gibt es aus den Aufsichtsräten: hier ist der Frauenanteil im vergangenen Jahr auf 34,1% gestiegen. Einen Zuwachs gibt es auch bei der Anzahl der Unternehmen, die bereits einen Frauenanteil von 40 Prozent oder mehr im Aufsichtsrat erreicht haben: sie ist von 36 im Vorjahr auf 44 gestiegen. Damit hat nun ein Viertel der Unternehmen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Aufsichtsrat.

 
 

 INTERNATIONALER VERGLEICH

Vergleicht man den Frauenanteil in den Vorständen der führenden 40 Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen, Schweden und den USA, landet Deutschland wie schon im Vorjahr auf dem vorletzten Platz.

 
 
 

In den USA, Schweden, Frankreich und Großbritannien sind Vorstände mit mehreren Frauen längst die Norm: 93 Prozent der amerikanischen und 85 Prozent der französischen Unternehmen haben mehrere Frauen im Vorstand, bei den deutschen Großunternehmen sind es 33 Prozent.

 

KOMMENTAR DER ALLBRIGHT-GESCHÄFTSFÜHRUNG: DIE KONKURRENZ UM VORSTÄNDINNEN NIMMT ZU - VERLIERER SIND MDAX UND SDAX

 
 

Es gibt gute Nachrichten: Immer mehr Unternehmen machen Ernst mit Vielfalt in der Führung – im September 2022 haben erstmals 3 große DAX-Unternehmen ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen im Vorstand erreicht (Continental, Fresenius Medical Care und Siemens Healthineers), drei weitere sind von einem Frauenanteil von 40 Prozent nur wenig entfernt (Beiersdorf, Deutsche Telekom, Mercedes Benz).

MEHR ALS DIE HÄLFTE DER UNTERNEHMEN HAT NOCH KEINE EINZIGE FRAU IM VORSTAND

Aber die positive Entwicklung bei diesen Pionieren kann über die schlechte Nachricht nicht hinwegtäuschen: Mehr als die Hälfte der 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen hat noch immer keine einzige Frau im Vorstand. Mit durchschnittlich 20 Prozent ist auch der Frauenanteil in den DAX-Vorständen im internationalen Vergleich beschämend niedrig. In MDAX und SDAX sieht es noch viel schlechter aus, hier ist er mit rund 10 Prozent nur halb so hoch. Fast alle Unternehmen mit rein männlichen Vorständen sind in MDAX und SDAX notiert.

Der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen aller 160 Börsenunternehmen ist im vergangenen Jahr nur um 0,8 Prozent gewachsen – ein Modernisierungsschub, wie er dringend nötig ist für die deutsche Wirtschaft, sieht anders aus.

FÜR DEN MODERNISIERUNGSSCHUB BRAUCHT ES DIE BESTEN KÖPFE - VON MÄNNERN UND FRAUEN

In Zeiten von Fachkräftemangel und Krise ist die deutsche Wirtschaft auch international herausgefordert wie nie. Mehr denn je geht es jetzt darum, sich neu und besser aufzustellen und sich dafür die besten Köpfe zu sichern – auch und gerade die weiblichen. Den DAX-Unternehmen gelingt das zurzeit am besten. Für die vielen mittleren und kleineren Unternehmen, die noch immer keine einzige Frau im Vorstand haben, wird es immer schwieriger, denn der Trend, dass Top-Managerinnen bevorzugt Unternehmen wählen, in denen es schon Frauen im Vorstand gibt, bestätigt sich auch in diesem Jahr.

Für diese Unternehmen braucht es einen echten Aufbruch, sie müssen jetzt Maßnahmen ergreifen, um auf allen Ebenen nachhaltig attraktiver für Frauen zu werden, wenn sie den Anschluss nicht völlig verlieren wollen. So können sie Frauen mobilisieren, die heute noch in geringer Teilzeit oder unter ihrem Niveau arbeiten und damit dem Fachkräftemangel begegnen, eine solide „Pipeline“ an Führungsfrauen aufbauen und mit mehr Perspektivenvielfalt in der Führung die Herausforderungen angehen.

Wenn der Modernisierungsschub der deutschen Wirtschaft gelingen soll, müssen die Unternehmen konsequent die besten Talente in die Führung holen, und die sind nicht immer männlich. Nur so werden sie Lösungen finden, die auf der Höhe der Zeit sind und können in schwierigen Zeiten international mithalten.