Frauen als Führungskräfte: Traut Sabine mehr zu!
Sabine ist der häufigste Frauenname bei deutschen Topführungskräften. Doch noch immer fehlen Sabines, an denen man sich orientieren könnte, meint RND-Kolumnistin Wiebke Ankersen. Das liegt auch daran, dass Firmen das Potenzial ihrer weiblichen Angestellten oft unterschätzen.
„Die ist noch nicht so weit“ – zu jung, zu unerfahren, noch nicht reif. Der junge Mann hingegen, der gleichzeitig mit ihr angefangen hat, „hat Potenzial“ und wird befördert: Alltag in vielen Unternehmen. Regelmäßig unterschätzen Firmen das Potenzial ihrer weiblichen Angestellten. Das erklärt auch, warum viele Frauen erst mithilfe von Headhuntern die nächste Karrierestufe erreichen – bei der Konkurrenz.
Obwohl die Leistungen von Frauen im Durchschnitt besser bewertet werden, wird ihnen weniger Entwicklungspotenzial zugesprochen als Männern. Das dokumentiert eine Studie, die Leistungsbeurteilungen, Potenzialbeurteilungen und Beförderungen von 30.000 Führungskräften auswertet.
Alte Rollenbilder sind noch in den Köpfen
„Das ist so ein richtiger Thomas“ (der häufigste Name bei deutschen Topführungskräften), „den Typus kenn‘ ich, der hat das Zeug dazu“ – so werden Männer befördert, auf der Basis der Lebenserfahrung und des Bauchgefühls der Verantwortlichen. Frauen müssen viel häufiger beweisen, dass sie das, was sie in der neuen Position leisten sollen, im Grunde alles schon gemacht haben. Hier fehlen noch immer die Sabines (häufigster Frauenname bei deutschen Topführungskräften), an denen man sich orientieren könnte. Das ist in der Frühphase der Karriere fatal, weil dadurch weniger Frauen überhaupt eine Führungslaufbahn beginnen.
Unsere Wahrnehmung ist noch so stark von alten Rollenbildern geprägt, dass wir von Männern und Frauen nicht dasselbe erwarten. Das gewohnte Bild vom männlichen Manager ist so tief verinnerlicht, dass das Bauchgefühl Frauen als Führungskräfte viel stärker infrage stellt. Also müssen wir dieses Bauchgefühl überlisten. Dabei helfen Zahlen, Daten und Fakten – und Ziele. Unternehmen sollten Einschätzungen und Beförderungen systematisch auswerten, statistische Auffälligkeiten geben Hinweise auf Ungerechtigkeiten. Und vor allem brauchen wir viel mehr sichtbare Sabines (und Samiras) als „Leuchtturmfrauen“, nur so ändern sich unsere Denkschubladen.