Gesellschaft wandelt sich: Neue Freiheit für Männer
Junge Männer sind laut einer Studie deutlich konservativer als junge Frauen. Ein Erklärungsansatz ist das Unbehagen angesichts der fortschreitenden Gleichstellung. Dabei können Männer dadurch gewinnen, meint RND-Kolumnistin Wiebke Ankersen.
Junge Männer sind weltweit deutlich konservativer als junge Frauen – eine von der „Financial Times“ aufgegriffene Studie dazu hat einiges Aufsehen erregt. In Europa locken rechtspopulistische Parteien vor allem Männer an, auch die jungen. Ein Erklärungsansatz ist das Unbehagen dieser Männer an der fortschreitenden Gleichstellung. Das Gefühl, jetzt weniger Chancen zu haben und deshalb an der Welt, wie sie einmal war, festhalten zu wollen. Höchste Zeit also, sich ins Gedächtnis zu rufen, was Männer zu gewinnen haben, wenn Gesellschaft und Unternehmen sich weiterentwickeln.
Männer hatten das Privileg, im Job schneller voranzukommen. Frauen hatten zwar weniger Macht, in Deutschland aber das Privileg, sich jederzeit auf eine Teilzeitposition zurückziehen zu können, vor allem als Mütter.
Männliches Rollenbild ist viel stärker über berufliche Position definiert
Für sie ist das gesellschaftlich akzeptiert, für Männer nicht – das männliche Rollenbild ist viel stärker über die berufliche Position definiert. Das ändert sich gerade. Mit fortschreitender Gleichstellung wird immer klarer: Sie betrifft natürlich auch die Männer und ihre Rolle. Mehr Frauen in Führung heißt weniger Männer in Führung, sie geben Privilegien ab und Macht. Das verunsichert.
Aber die Belohnung ist: Die Verantwortung für das Familieneinkommen liegt nicht mehr automatisch beim Mann, sondern verteilt sich auf zwei Paar Schultern. Wer Karriere machen will, wird das auch als Mann weiter tun können. Wer aber eigentlich keine Zehnstundentage im Büro will und sich lieber um die Familie kümmern oder Zeit mit Freunden verbringen will, wird sich dafür entscheiden können, ohne als beruflicher Versager abgestempelt zu werden.
Männer haben etwas zu gewinnen
Menschen sind gesünder, zufriedener und werden älter, wenn sie starke soziale Alltagsbeziehungen haben. Das ist es, was Männer in diesem Veränderungsprozess zu gewinnen haben: Die Freiheit, zu tun, was sie wollen, und nicht, was ein eng gestecktes Rollenbild ihnen vorgibt.