Einer der größten Karrierekiller für Frauen: Ihr Alter. Egal, welches

Erst sind sie zu jung und unerfahren, dann können sie Kinder bekommen oder haben schon welche – und dann sind sie plötzlich zu alt. Anders als bei Männern ist für Frauen das Alter regelmäßig ein Karriere­killer, meint RND-Kolumnistin Wiebke Ankersen. Sie plädiert für mehr Flexibilität auf den Karriere­wegen.

Frauen fragt man nicht nach ihrem Alter? Schön wär’s. Anders als bei Männern ist es für Frauen regelmäßig ein Karriere­killer. Sie haben einfach nie das richtige Alter. Erst sind sie zu jung und unerfahren (junge Männer hingegen haben Potenzial), dann könnten sie Kinder bekommen oder haben schon welche, und dann sind sie plötzlich zu alt.

Frauen fehlen schon am unteren Ende der Karriere­leiter in den Führungs­positionen, weil sie in der Kinderphase oft gar nicht erst die Führungs­laufbahn einschlagen – der Familie zuliebe oder weil man es ihnen nicht zutraut.

“Golden Age“ zwischen 45 und 55

Wenn die Kinder dann aus dem Gröbsten raus sind, würden viele Frauen gern noch mal durchstarten. Aber aus irgendeinem Grund hat sich in der Arbeitswelt durchgesetzt: Wer bis Ende dreißig noch nicht geführt hat, der oder die wird auch keine Führungskraft mehr. Warum eigentlich? Was sagt das biologische Alter aus? Es gibt 30-Jährige, die sind im Kopf nicht flexibler als 70-Jährige, und es gibt 60-Jährige, die sich ständig weiter­entwickeln und deren Neugier sie vorantreibt.

Ein Blick auf die Spitzenebene ist da interessant: Ihr erstes Vorstands­mandat bekommen Männer und Frauen in der Regel im Alter zwischen 45 und 55. Das ist sozusagen das „Golden Age“ für den Einstieg auf der höchsten Führungs­ebene: erfahren und entscheidungsstark – und jung genug, um noch mehr als eine Mandats­periode zu gestalten.

Warum Alter nun wirklich keine Rolle spielen sollte

Warum bitte schön sollte das also nicht auch auf allen anderen Ebenen ein gutes Alter sein, um in die Führung zu gehen? Wir brauchen viel mehr Flexibilität auf den Karriere­wegen. Macht junge Frauen zu Chefinnen, wenn sie das Zeug dazu haben. Macht erfahrene Mütter zu Chefinnen, sie wissen sowieso schon fast alles über gute Führung. Ihre Kraft und Erfahrung kann sich heute keiner mehr entgehen lassen. In Zeiten des Fach- und Führungskräfte­mangels braucht es alle qualifizierten Köpfe und Hände. Das Alter sollte da nun wirklich keine Rolle spielen.

“Chefinnensache”: die rnd-Kolumne von AllBright-Co-Geschäftsführerin Wiebke Ankersen, erschien am 23.04.2024 beim RND.

Marie Zeisler