Elterngeld: Warum Unternehmen dafür bezahlen sollten, dass Männer zu Hause bleiben

Nur jeder zweite Vater nimmt Elternzeit, 90 Prozent der Elterngeldmonate werden von Müttern in Anspruch genommen. Wer mehr Frauen im Führungspositionen möchte, muss daran etwas ändern, findet RND-Kolumnistin Wiebke Ankersen. Unternehmen sollten sich den Mentalitätswandel etwas kosten lassen - im eigenen Interesse.

Mehr als die Hälfte der neugebackenen Väter nimmt keine Elternzeit, 90 Prozent der Elterngeldmonate werden noch immer an Mütter ausgezahlt. Wie kann das sein? Kein Wunder, dass Frauenkarrieren in der Regel ganz anders verlaufen als Männerkarrieren – und höchste Zeit, da Bewegung reinzubringen!


Wenn wir den Gender Pay Gap schließen und mehr Frauen in Führungspositionen bringen wollen, müssen sich Paare die Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich aufteilen. Sie werden das aber nur dann regelmäßig tun, wenn es für sie die ökonomisch sinnvollere Entscheidung ist. Das ist zurzeit nicht der Fall: die Politik setzt mit dem Ehegattensplitting und einem nicht auf 50:50 ausgelegten Elterngeld Fehlanreize mit ziemlich unerwünschter Wirkung.

Unternehmen sollten deshalb im eigenen Interesse dazu beitragen, dass Väter die Hälfte der Elternzeit übernehmen. Denn wenn wir mehr Frauen in Führung sehen wollen, brauchen wir mehr Männer in Elternzeit. Schwedische Unternehmen zahlen jungen Eltern in der Regel für ein halbes Jahr die Differenz zwischen dem Elterngeld und dem vollen Gehalt: junge Väter und Mütter sollen gleichermaßen planbar für diesen Zeitraum ausfallen und schnell zurückkommen. Das ist ein Extra, mit dem sie bei jungen Talenten punkten.

Die Mehrzahl der Väter in Deutschland, die keine Elternzeit nehmen, nennt finanzielle Einbußen als Grund, das Elterngeld ist bei 1800 Euro gedeckelt. Wird es aufgestockt, entscheidet nicht die Höhe des Gehalts darüber, wer wie lange mit dem Kind zu Hause bleibt, das ist besonders für Führungskräfte attraktiv, die mit ihrer Vorbildfunktion für den Kulturwandel zentral sind und beim Elterngeld die höchsten Einbußen verzeichnen.

Dass dann künftig auch Männer regelmäßig für ein halbes Jahr ausfallen, wenn sie Eltern werden, mag kurzfristig ein Mehraufwand für die Unternehmen sein. Es bringt aber dauerhaft eine bessere Balance in die Karrierewege von Frauen und Männern und ist eine Investition in die Kultur, die Attraktivität und die Leistungsfähigkeit der Unternehmen.

“Chefinnensache”: die rnd-Kolumne von AllBright-Co-Geschäftsführerin Wiebke Ankersen erschien am 18.03.2024 beim RND.

Marie Zeisler