Kolumne Chefinnensache: Wir brauchen die Frauen auf Augenhöhe
„Wir tun auch den Frauen keinen Gefallen“ mit Parität in der Führung und „Ich werde die Frauen beschützen, ob sie es mögen oder nicht“ – das sind keine Zitate aus irgendeiner Slapstick-Komödie, sondern ernst gemeinte aktuelle Statements sehr mächtiger Politiker in Deutschland und den USA.
Aus ihnen spricht eine völlig inakzeptable, bevormundende Haltung gegenüber Frauen, die in beiden Ländern längst besser ausgebildet sind als Männer. Und diese Haltung ist nicht nur anachronistisch, sondern auch wirtschaftlich gefährlich.
Beide Politiker wollen ihren Wirtschaftsstandort stärken. Gerade in Deutschland brauchen wir dafür aber die gut ausgebildeten Frauen, die noch viel zu selten in Entscheidungspositionen kommen, und wir brauchen sie natürlich auf Augenhöhe. Dringend. Alle müssen sich jetzt reinhängen und in gemischten, modernen Teams Lösungen für die Zukunft entwickeln. Das verzweifelte Festhalten an veralteten Konzepten bringt die deutsche Wirtschaft nicht voran – das bekommt sie ja gerade schmerzhaft zu spüren.
Vernunft muss dagegenhalten
Der Drang nach Sicherheit angesichts der vielen Krisen äußert sich auch als Drang zurück in die Vergangenheit, davon zeugen die Ergebnisse der USA-Wahl ebenso wie die obigen Statements. Wir können es uns aber nicht leisten, Teile der Bevölkerung zu marginalisieren. Wenn solche Stimmen jetzt lauter werden, muss auch die wirtschaftliche Vernunft dagegenhalten. Die Unternehmen müssen sich klar positionieren: Vielfalt und Chancengleichheit helfen, die großen Themen und Konflikte anzugehen, sie sind Teil der Lösung. Ohne Weiterentwicklung gibt es keine Zukunft für die deutsche Wirtschaft.
Und damit diese Vielfalt in Entscheidungspositionen entstehen kann und Frauen das Land ebenso mitgestalten wie Männer, braucht es von der politischen Führung in Deutschland endlich einen echten Einsatz für den quantitativen und qualitativen Ausbau der Ganztagsbetreuung und eine Abschaffung des Ehegattensplittings – aber bestimmt keine noch so wohlmeinende Bevormundung von Frauen.