Warum britische Unternehmen für Frauen die besseren Arbeitgeber sind

Von wegen Abwarten und Tee trinken – die Briten sind schnell. Jedenfalls, wenn es darum geht, mehr Frauen in die Unternehmensführungen zu holen. Innerhalb von kurzer Zeit ist es dort gelungen, den Frauenanteil deutlich zu erhöhen: in den 40 größten börsennotierten Unternehmen des Landes ist jetzt jedes dritte Vorstandsmitglied eine Frau, in den Aufsichtsräten herrscht fast Parität und die gute Entwicklung geht weiter. Von solchen Verhältnissen träumen Frauen in Deutschland. Warum geht es dort so viel schneller? Und zwar ganz ohne gesetzliche Quote?

Es hat eine andere Debatte stattgefunden als in Deutschland. Das öffentliche Bewusstsein für Chancengleichheit und Diversität ist stark und die gesellschaftlichen Erwartungen an die Unternehmen dementsprechend hoch. Die Debatte hat sich von Anfang an auf konkrete Maßnahmen konzentriert, damit auf allen Ebenen viel mehr Frauen in verantwortliche Positionen kommen.

Und anstatt sich mit Händen und Füßen gegen die Veränderung zu wehren und die ganze Kreativität in das Finden von Gründen zu stecken, weshalb es so furchtbar schwierig ist, mehr Frauen zu berufen, haben die Unternehmen in Großbritannien einfach in die Hände gespuckt und gemacht. Weil sie wissen, dass es gut für sie ist. Sie haben rekrutiert und befördert, haben transparent ihre Daten geteilt, sind Selbstverpflichtungen eingegangen und haben sie eingehalten.

Veränderung als Chance zu begreifen, sich weiterzuentwickeln, diese Entwicklung selbst vorantreiben und gestalten, anstatt getrieben zu werden – von diesem britischen Mindset können sich die deutschen Unternehmen gern eine dicke Scheibe abschneiden. Wir haben in Deutschland schon so viel Zeit verloren, die Unternehmen müssen bereit sein, sich noch stärker zu verändern, wenn sie im internationalen Wettbewerb aufholen wollen. Abwarten und Tee trinken ist jedenfalls keine Option.


Die “Chefinnensache'“-Kolumne von AllBright-Co-Geschäftsführerin Wiebke Ankersen erschien am 21.11.2024 beim RND.

Marie Zeisler