Karrierewege von Männern und Frauen: Welche Rolle „gierige Jobs“ dabei spielen

Wollen wir gleiche Chancen für Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt, muss es für Familien ökonomisch sinnvoller sein, sich partnerschaftlich aufzuteilen, und für Unternehmen, flexiblere Jobs anzubieten, meint Wiebke Ankersen. In ihrer Kolumne erklärt sie, warum „gierige Jobs“ einer solchen Aufteilung im Wege stehen.

„In einer Welt der gierigen Jobs ist Gleichheit für Paare teuer“ – so bringt es Wirtschaftsnobelpreis-Trägerin Claudia Goldin auf den Punkt. Sie beschreibt damit ein Phänomen, das einen großen Teil der Ungleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt erklärt. Es geht um eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit – und darum, wie „gierige Jobs“ einer solchen Aufteilung im Wege stehen. Unternehmen zahlen Führungskräften unverhältnismäßig mehr Geld, wenn sie sehr viel arbeiten, jederzeit erreichbar und zu langen Reisen bereit sind, also auf jede persönliche Flexibilität verzichten.

Karrierewege von Männern und Frauen gehen auseinander, wenn Kinder ins Spiel kommen. Die fordern eine solche Flexibilität. In der Regel kann nur ein Elternteil einen „gierigen“ Job machen, traditionell der Mann. Frauen wählen häufiger die familiäre Rufbereitschaft und suchen sich flexiblere Jobs, die deutlich schlechter bezahlt sind. Das ist zwar eine persönliche Entscheidung. Sie folgt aber nicht unbedingt der persönlichen Vorliebe, sondern ökonomischen Vorteilen, denn wenn beide flexibel arbeiten, hat das Paar deutlich weniger Geld zur Verfügung.

Für die Frau ist das Modell ökonomisch gar nicht so vorteilhaft


Für die Frau ist das Modell ökonomisch gar nicht so vorteilhaft: Sie ist wirtschaftlich abhängig und holt im Fall einer Trennung den Gehaltsunterschied in der Regel nicht wieder ein.

Es ist eine einfache Rechnung: Wenn wir gleiche Chancen für Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt wollen, muss es für Familien ökonomisch sinnvoller sein, sich partnerschaftlich aufzuteilen, und für Unternehmen, flexiblere Jobs anzubieten. Schließlich müssen nur sehr wenige Jobs wirklich so „gierig“ sein, die anfallende Arbeit kann auch anders aufgeteilt werden. Für so entstehende Jobs mit Flexibilität muss viel weniger „Schmerzensgeld“ gezahlt werden. Das ist besser für die Unternehmen und erleichtert Paaren die partnerschaftliche Aufteilung.

“Chefinnensache”: die rnd-Kolumne von AllBright-Co-Geschäftsführerin Wiebke Ankersen erschien am 14.12.2023 beim RND.



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