Frauen im Vorstand: Nur noch ein Dax-Konzern versagt komplett
Es tut sich etwas bei der Gleichberechtigung in deutschen Vorständen. Die Allianz hat jetzt vier Frauen in ihrem wichtigsten Gremium, das hat es in deutschen Konzernen noch nie gegeben, schreibt RND-Kolumnistin Wiebke Ankersen. Am Ziel allerdings sieht sie die Wirtschaft noch lange nicht – zumal sich einige Unternehmen quälend viel Zeit bei der Veränderung lassen.
Das Jahr hat mit ganz guten Nachrichten begonnen: Seit dem 1. Januar hat die Allianz vier Frauen im Vorstand, und auch wenn man es nicht glauben mag: das hat es in einem deutschen Großkonzern zuvor noch nicht gegeben. Nur noch ein einziges der 40 DAX-Unternehmen hat jetzt eine rein männliche Führungsriege: die Porsche Holding. Und anders als noch vor fünf Jahren ist das heute wirklich peinlich (auch das zählt zu den guten Nachrichten).
Adidas dagegen ist inzwischen aus der Schusslinie und hat nach vielen Monaten einen vakanten Vorstandsposten wie gesetzlich vorgeschrieben mit einer Frau besetzt, der bislang einzigen. Ebenso dünn sieht es leider auch bei den meisten anderen Börsenunternehmen aus: selbst die Riesenvorstände von Volkswagen (acht Männer) und der Deutschen Bank (acht Männer) haben nur je eine Frau.
In DAX-Vorständen zeigen sich erste Anzeichen für eine Stagnation bei der Erhöhung des Frauenanteils
Im besten Fall ist diese Frau ein vielversprechender Anfang – in vielen Fällen aber nur etwas Kosmetik an der Spitze. Im DAX zeigen sich nach einem positiven Schub in den letzten zwei Jahren jetzt erste Anzeichen für eine Stagnation bei der Erhöhung des Frauenanteils: Ist ein gesellschaftlich einigermaßen akzeptiertes Niveau erreicht (zurzeit ist das offenbar die eine Frau), lassen die Bemühungen deutlich nach. Das sind die nicht so guten Nachrichten.
In Ländern wie den USA und Frankreich sieht es anders aus: dort haben knapp 90 Prozent der Großunternehmen zwei oder mehr Frauen im obersten Führungsteam. Und auch in Deutschland gibt es Pionierunternehmen, die sich weiterentwickeln mit allem, was dazu gehört. Allianz, Beiersdorf, Merck, Siemens Healthineers und Zalando haben schon fast ebenso viele Frauen wie Männer im Vorstand und zeigen, dass das im Jahr 2024 natürlich auch hierzulande geht.
Es kann nur ein Ziel geben: ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen in den entscheidenden Positionen, aber davon sind wir noch weit entfernt. Veränderung braucht immer die, die sie vorantreiben, also lasst uns bitte alle mehr einfordern!