Der neue AllBright Bericht ist online

 
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Obwohl inzwischen immerhin 30 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder Frauen sind, berufen die Aufsichtsräte der 160 deutschen Börsenunternehmen weiterhin nur sehr wenige Frauen in ihre Vorstände: 8,8 Prozent beträgt der Frauenanteil in den Vorständen am 1. Februar 2019 – so wenig wie in kaum einem anderen westlichen Industrieland. Zahlreiche Aufsichtsräte veröffentlichen sogar ausdrücklich ein Ziel von Null Frauen im Vorstand. An der Besetzung von Vorstandsposten in den Unternehmen sind zurzeit fast ausschließlich Männer beteiligt, weibliche Aufsichtsratsmitglieder sind in dem Prozess weitgehend ohne Wirkungsmacht. 

Die Frauen in den Aufsichtsräten sind mit 30,2 Prozent weiterhin deutlich in der Minderheit. Sie sind zwar ebenso qualifiziert wie ihre männlichen Kollegen, jedoch im Durchschnitt fünf Jahre jünger und ganze zwei Jahre kürzer im Amt – und damit noch weniger gut im Gremium etabliert. In den für die Vorstandsbesetzungen zuständigen Ausschüssen sind Frauen bislang mit nur 16,8 Prozent vertreten, die Ausschussvorsitzenden sind fast ausschließlich Männer. 

In der Regel ist der Aufsichtsratsvorsitzende auch der Vorsitzende des für die Vorstandsbesetzungen zuständigen Ausschusses und damit eine Schlüsselfigur im Besetzungsprozess. Gemeinsam mit dem Ausschuss, der in jedem 2. Fall nur aus Männern besteht, und in enger Abstimmung mit dem zu 97,5 Prozent männlichen Vorstandsvorsitzenden wählt er dabei bevorzugt jüngere Kopien von sich selbst: Im Ergebnis bestehen die Vorstände aus gut 91 Prozent Männern, die sich sehr ähnlich sind. 

Thomas, Michael und Stefan sind die jeweils häufigsten Namen in Aufsichtsrat und Vorstand, und es gibt mehr Aufsichtsratsvorsitzende, die Michael (10) heißen, als Aufsichtsratsvorsitzende, die Frauen sind (9). Die von ihnen rekrutierten Vorstände sind dann einige Zeit später selbst mit der Rekrutierung neuer Vorstandsmitglieder befasst und setzen den Kreislauf fort: 19 Prozent der Aufsichtsratsvorsitzenden in den 160 deutschen Börsenunternehmen waren zuvor Vorstand, 12 Prozent waren Vorstandsvorsitzender im selben Unternehmen. Das trägt zu einer großen Homogenität und Kontinuität im deutschen Top-Management bei und verzögert dringend notwendige Erneuerungen. 

„Wenn Aufsichtsräte keine Frauen für die Vorstände rekrutieren und sich auch noch das ausgesprochene Ziel „Null Frauen“ für den Vorstand stecken, kann man das nur als Aufsichtsratsversagen bezeichnen, als eine Entscheidung gegen die Unternehmensinteressen“, kommentieren die Geschäftsführer der AllBright Stiftung. „Die Aufsichtsratsvorsitzenden müssen zügig mehr Frauen in die Besetzungsausschüsse berufen und der Aufsichtsrat muss vom Vorstand einfordern, dass genug Managerinnen unter der Vorstandsebene für eine zukünftige Berufung in den Vorstand bereitstehen. Die Investoren sollten das im Auge haben und ihr Abstimmungsverhalten in den anstehenden Hauptversammlungen daran ausrichten.“

Hier kann der Bericht als PDF heruntergeladen werden.

 
Wiebke Ankersen